Mehrschichtiges Latex mit Gewebeschicht selbst herstellen
Ich habe zahlreiche Zuschriften bekommen, dass ich mal zeigen soll, wie man selbst Latex mit einer integrierten Gewebeschicht herstellen kann. Wozu braucht man das? Latex ist in der Regel sehr dehnbar. Aber genau das ist nicht sonderlich hilfreich, wenn du zum Beispiel Nieten oder Ösen für einen Fesselanzug aus Latex anbringen möchtest. Genau da kommt das mehrschichtige Latex zum Einsatz. Du entziehst dem Latex also seine Dehnbarkeit und machst es stabil. Da es dieses Latex nirgends zu kaufen gibt, findest du hier eine Anleitung.
Das Geheimnis
Es ist gar nicht kompliziert, Latex aus mehreren Schichten mit Gewebeeinlage herzustellen. Man muss einfach nur wissen, wie es grundlegend funktioniert. Der Trick besteht darin, dass du zwei Latex Lagen zusammenklebst. Dadurch wird das Latex aber noch nicht stabil. Zwischen die Latexbahnen klebst du festen Stoff oder ein Gewebe.
Hier schon einmal Schritt für Schritt: Schneide dir zweimal das gleiche Stück aus deiner Latexmeterware heraus. Wenn dein Exemplar später nicht symmetrisch ist, dann solltest du beachten, dass ein Stück Latex die Oberseite ist und das andere ist die Unterseite. Da die Meterware oft nur eine glänzende Seite hat, sollte das die Außenseite sein.
Anschließend schneidest du einmal deine Form aus festem Stoff heraus. Ich verwende gerne alte Fetzen der Bundeswehr. Die bekommst du besonders billig bei ebay und der Stoff ist absolut reißfest. Danach geht es ans schrittweise reinigen und verkleben der Schichten. Zunächst wird das viele Talkum von der Latexmeterware entfernt. Tauche das Latex dazu in ein Wasserbad, damit sich das viele Pulver löst. Das würde dich später beim Verkleben nur stören.
Beginne nun mit der Reinigung des Gewebes. Wenn du Stoff nimmst, sollte er frei von Fusseln oder Unebenheiten sein. Nimm Waschbenzin zur Reinigung und sei damit nicht zu sparsam. Dann kommt das untere Latexstück, das du erst einmal reinigst. Anschließend verteilst du eine Schicht Kleber auf der einen Seite des Stoffes und danach auf dem Stück Latex. Nachdem der Kleber getrocknet ist, können die Schichten zusammengeklebt werden. Sei dabei besonders vorsichtig. Denn sobald du die beiden Stücke miteinander verbunden hast, kannst du sie nicht mehr auseinander ziehen, sonst löst sich der Kleber unter Umständen wieder von dem Stoff und das ist eine unglaublich unschöne Sauerei.
Bei besonders großen Stücken beginne ich gerne in der Mitte und arbeite mich stückweise nach außen, sodass keine Blasen entstehen. Sind die ersten beiden Schichten gut miteinander verklebt, folgt die letzte noch verbleibende Latexschicht. Dort reinigst du wie zuvor erst die Oberflächen, lässt es trocknen und anschließend klebst du die Schicht auf den Stoff. Dann drückst du die Oberfläche des Latex noch schön glatt. Verwende dazu zum Beispiel ein Nudelholz. Das Ganze lässt du dann einige Stunde nachtrocknen.
Später kannst du das Latex nun mit deinem Rollschneider zerteilen. Am besten so, dass du auf beiden Seiten alle nicht-überlappenden Kanten abschneidest. Dann kannst du deine Form auf das Latex mit Gewebeschicht übertragen und kannst deine Ideen umsetzen.
Ein paar Tipps
Du denkst vielleicht, dass du dir gerne direkt ein paar Quadratmeter aus dem Latex mit Gewebeschicht herstellen möchtest. Große Stücke herzustellen ist nicht einfach, denn wenn die Einzelteile erst einmal verbunden sind, gibt es kein Zurück. Beginne lieber klein und bastel dein mehrschichtiges Gewebe nur so wie du es auch brauchst. Ich nehme als Karenz immer meine Form plus 5cm in alle Richtungen. Dann kann auch nichts schief gehen.
Tipp für unsere Profis: Du musst natürlich nicht immer das komplette Latex-Kleidungsstück mit mehreren Schichten versehen. Du kannst auch nur den Bereich, wo du Knöpfe, Ösen oder Nieten anbringen möchtest, mit dem Gewebe hinterlegen. Alles andere bleibt dehnbar. So kannst du zum Beispiel die Knopfleiste bei einem Poloshirt aus Latex stabil machen.
Und noch ein Profitipp: Die Latexmilch lässt sich nur einfach auf normalem Stoff verteilen. Bei solch großen Flächen empfehle ich dir daher, den Kleber zu Sprühen. Alternativ muss du nicht unbedingt Stoff als Gewebe-Einsatz nehmen. Du bekommst das verwebte Gewebe auch normal im Baumarkt. Oder schau online einfach unter Glasfasergewebe. Wichtig ist, dass das Gewebe regelmäßig verwoben wurde. Damit hast es die beste Festigkeit. Dieses Gewebe musst du beim Kleben übrigens nicht extra mit Latexkleber bestücken.
Übrigens: Umso dicker das Latex ist, das du zum Kleben verwendest, umso weniger Unebenheiten wird dein mehrschichtiges Latex später haben. In meinem Test habe ich je 0,4mm dicke Latexbahnen verwendet. Das ist eigentlich schon fast zu dünn. Aber es kommt ja ganz darauf an, wofür du dieses spezielle Latex benötigst.
Fazit
Mehrschichtiges Latex mit Gewebeschicht selbst herstellen ist nicht schwer. Du brauchst relativ viel Kleber. Für manche Latexprojekte braucht man einfach einen Bereich, der nicht mehr dehnbar sein soll. Es müssen ja nicht immer Fesselutensilien werden, aber alleine die Knopfleiste wie bei einem Latex-Poloshirt muss durch eine Gewebeschicht verstärkt werden, sonst halten die Knöpfe nicht.
Leider gibt es das Gewebelatex nirgends zu kaufen. Mit ein bisschen Geschick bekommst du das Speziallatex aber auch selbst hin.
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